Flößerei

Fast ein halbes Jahrtausend lang war die Flößerei in Altensteig im Schwarzwald ein lohnendes Gewerbe. Die Flößer galten als raue und mutige Burschen, die auf riesigen, mit Wieden verknüpften Flößen bis nach Holland reisten und daher den Ruf einer gewissen Weltgewandtheit hatten. Wilhelm Hauff hat sie in dem Märchen „Das kalte Herz“ beschrieben: „Die Freude der Flözer ist, auf ihrem Holz die Ströme abzufahren, ihr Leid, am Ufer wieder heraufzuwandeln.“

Heute pflegt die Flößerzunft Oberes Nagoldtal die Tradition dieses ebenso legendären wie harten Berufs. An der nach altem Vorbild wieder aufgebauten Monhardter Wasserstube in Altensteig finden für Jung und Alt regelmäßig Flößerführungen statt. Hier erfahren wir alles über die Blütezeit dieses Gewerbes und erleben hautnah die anstrengende und zugleich abenteuerliche Arbeit der Flösser. Mit Unterstützung der geschickten Männer kann man sich auch selbst an der Kunst des Wiedendrehens versuchen. Im Rahmen des Sommerferienprogramms erleben Kinder eine Fahrt auf dem Kinderfloß. Alle zwei Jahre öffnet sich bei einem großen Flößerfest das Stauwehr für eine Flutwelle, auf der Floß und Flößer wild flussabwärts rauschen. Altensteig trägt den Titel "Internationale Flößerstadt".

Immaterielles Kulturerbe der Menschheit

Die UNESCO hat Ende 2022 die Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Damit würdigt die UN-Kulturorganisation eine Tradition, die seit dem Mittelalter in Europa lebendig ist. „Die Erklärung der Flößerei zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit ist Ausdruck der Wertschätzung für dieses bedeutende Handwerk“, unterstreicht Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und Vorsitzende der Kulturministerkonferenz.

Durch die oft weiten Wege, die zwischen waldreichen Regionen und dem Bestimmungsort des Holzes zurückgelegt werden mussten, lebten und arbeiteten die Flößer in der Vergangenheit nicht selten für Wochen miteinander auf ihrem Gefährt. Dadurch entstand eine Gemeinschaft, in der die Fertigkeiten und Techniken des Floßbaues und der Navigation entwickelt und weitergegeben wurden. Geflößt werden kann auf nahezu allen Gewässern, auf kleinen Bächen ebenso wie auf großen Flüssen. Teamwork spielt dabei eine wichtige Rolle. Nur gemeinsam gelingt es den Flößerinnen und Flößern, aus Holzstämmen selbst Gefährte von enormen Ausmaßen zu binden und zu steuern. So entstanden auch Flöße, die bis zu 600 Meter lang, 50 Meter breit und 2 Meter hoch waren.

„Wir freuen uns außerordentlich und bedanken uns als Deutsche Flößerei-Vereinigung bei der UNESCO für die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“, sagt Martin Spreng, erster Vorsitzender der Deutschen Flößerei-Vereinigung und Vorsitzender der Flößerzunft Oberes Nagoldtal. „Es ist eine Würdigung der jahrzehntelangen Arbeit von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern in 27 Vereinen, die das alte Handwerk der Flößerei durch Floßbau und Floßfahrten lebendig erhalten. Das ist vor allem für junge Menschen interessant, die dadurch einen erlebbaren Zugang zur Geschichte und Bedeutung des Holztransportes und des Holzhandels erhalten, der Jahrhunderte lang das Leben der Menschen mitgeprägt hat.“

Flößer erhitzen Stämme im Wiedeofen.
© Flößer erhitzen Stämme im Wiedeofen.
Alle Rechte vorbehalten Ulrike Klumpp
Flößer beim Wiedendrehen.
© Flößer beim Wiedendrehen.
Alle Rechte vorbehalten Ulrike Klumpp
Flößer mit fast fertiger Wiede.
© Flößer mit fast fertiger Wiede.
Alle Rechte vorbehalten Ulrike Klumpp
Flößer zeigen die harte Arbeit.
© Flößer zeigen die harte Arbeit.
Alle Rechte vorbehalten Ulrike Klumpp
Drei Flößer unterhalten sich an der Nagold.
© Drei Flößer unterhalten sich an der Nagold.
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Die Monhardter Wasserstube an der Nagold.
© Die Monhardter Wasserstube an der Nagold.
Alle Rechte vorbehalten Ulrike Klumpp

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