Stadtgeographie von Berneck

Zwischen zwei tief eingeschnittenen Tälern, dem Köllbachtal und dem Bruderbachtal, liegt auf einem Felssporn die Burg im Schutz der Schildmauer, gen. Hoher Mantel, der zum Wahrzeichen Bernecks geworden ist. In Anlehnung an die Burg, dem sogenannten Oberen Schloss, und in ihrem Schutz hat sich ein Burgweiler und daraus die Stadt entwickelt, vermutlich erst gegen Ende der stauferzeitlichen Städtegründungszeit (12. + 13. Jahrhundert) um 1300, weshalb sie keine starken Entwicklungschancen hatte und Zwergstadt geblieben ist. [Karl + Arnold Weller, 1975, S. 64: Da auch Grafen und Freiherrn im 14. und 15. Jahrhundert weitere Städte errichteten, so erhielt das Land eine Vielzahl von Kleinstädten, als verfehlte Unternehmungen auch Zwergstädte.]

Das Ortsbild der Stadt Berneck - das bezieht sich vor allem auf das "Obere Städtle" mit der Burg - hat Generationen von Gästen des alten Luftkurortes (mit Bahnanschluß!) erfreut und die Bürger mit Stolz erfüllt. Berneck war bis zur Eingemeindung im Jahre 1972 die zweitkleinste Stadt Württembergs mit ziemlich gleichbleibend ca. 450 Einwohnern und gehört heute politisch zur Stadt Altensteig.

Das alte Berneck besteht aus nur zwei Häuserzeilen mit 14 Häusern zwischen Oberem Schloß im NW (Nr.16+16a) und Kirche am SO-Ende (Nr.78) des Felssporns, beidseits der sehr steilen Kirchgasse als der einzigen Straße. Die wehrhafte "Oberstadt" besaß natürlich eine Stadtmauer. Aber wie z.B. auch in Altensteig, wurde vermutlich zu Anfang des 19. Jahrhundert der Wehrgang abgebrochen und der Mauersockel an die angrenzenden Hausbesitzer verkauft, die ihn als willkommenes, stabiles Fundament nutzten, indem sie ihre Häuser ver¬größerten und die neuen Giebelfronten auf die ehemalige Stadtmauer aufsetzten. Der heutige Anblick ist damit nicht mittelalterlich, aber sehr malerisch. Neben der ursprünglich turmlosen Kirche (heute mit Dachreiter) stand bis ins 19. Jahrhundert ein inzwischen abgebrochener Stadttor-Turm, der zugleich als Glockenturm diente. Aus Raummangel lag der Marktplatz, zugleich Schießplatz, nicht innerhalb, sondern vor den Mauern unten im Tal auf einer Wiese am Köllbach, (heute z.T. überbaut unter anderem mit ehem. Schulhaus, statt dessen der Platz daneben am Rathaus).

Folgt man dem Lauf des Bruderbachs aufwärts etwa 2 km nach NW, stößt man auf den idyllisch gelegenen Wohnplatz Bruderhaus, eine Rodungsinsel inmitten weiter Wälder, die sich aus einer (verschwundenen) Wallfahrtskapelle nebst Wallfahrts-Bruderschaftshaus des 15. Jh. entwickelt hat. Seit dem 19. Jahrhundert ist hier eine einst gern besuchte Ausflugsgastwirtschaft und heute eine kleine Häusergruppe entstanden. Ein ähnlicher Fall mit umgekehrter Entwicklung ist die Rodungsinsel "Roßrücken" nach W an der Zwerenberger Strasse, Standort eines alten Maierhofs der Freiherren von Gültlingen. Wie auch anderswo oft, wurde hier, wohl im 19. Jahrhundert, zwar die Siedlung, aber nicht das Kulturland aufgegeben, (eine sogenannte Orts-Wüstung).