Die Burg Berneck und ihre Schildmauer "Hoher Mantel"
Der Zeitpunkt, an dem die Burg Berneck auf dem Felssporn zwischen Köllbach und Bruderbachtal gegründet wurde, kann nur ungefähr aus allgemeinen historischen Zusammenhängen und aus der ältesten Bausubstanz abgeschätzt werden: wohl um 1050 ~ 1100, wohl die gleiche Zeit und vielleicht der gleiche familiäre und "berufliche" Zusammenhang wie bei der vorstaufischen Burg Altes Schloß Altensteig (Kernbau, Donjon).
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Erlaubnis oder der Befehl - meist letzteres -, eine Burg zu bauen, zunächst ein streng gehütetes Privileg des deutschen Königs war, das im Lauf der Zeit auch auf die Herzoge übertragen wurde. Eine verständliche Vorsicht, denn eine wehrhafte Burg konnte in der Hand eines Ungetreuen sich rasch zu einem Problem auswachsen, für den Herzog oder sogar für den König. Auch ein Graf, ursprüngülich Verwaltungsbeamter wie heute ein Landrat, konnte um 1100 nicht einfach eine Burg bauen, weil er das Geld oder die Lust dazu hatte. Ohne Erlaubnis oder Befehl des Herzogs oder Königs, ohne Fachleute und das zur Finanzierung nötige Kleingeld ging das nicht. Mit Sklaven, Frondienst und Laienarbeitern baute man keine Burgen!
Burgen waren keine Privatsache, in denen womöglich vorzugsweise sog. "Raubritter" hausten und das Volk und besonders die Kaufleute bedrängten, ein seit dem 19. Jahrhundert verbreiteter, falscher, naiver, ritterromantischer Irrglaube. Diese kindlichen Vorstellungen des 19. Jahrhundert sind leider bis heute nicht auszurotten. Eine Burg war zuvorderst und hauptsächlich ein Wehrbau im öffentlichen Interesse, manchmal auch Schutzbau für die Bevölkerung in Kriegszeiten, also ein öffentliche-rechtlicher Wehr-, Amts- und Verwaltungsbau. Eine Burg war Verwaltungs- und Verteidigungsort und Zentrum eines größeren Lehensgebietes, mit dessen Schutz und Verwaltung ein Ministeriale, selbstverständlich waffenberechtigt und -geübt, also "Ritter", beauftragt und "belehnt" wurde. Erst gegen Ende der Stauferzeit um ca.1250 kamen Burgen als separate Schutzbauten für Adelsfamilien ohne diese öffentliche Funktion auf.
Das Alte Schloß in Altensteig war und blieb immer eine solche öffentliche Wehr- und Verwaltungsburg. Die Burg Berneck wurde mit der Zeit eine Familienburg, wohl ab etwa 1200 der Herren von Berneck, ab etwa 1350-1395 der Herren / Freiherren von Gültlingen.
Für die Lage der Bernecker Burg dürften in erster Linie strategische Gründe maßgebend gewesen sein. Sie war von drei Seiten durch steil abfallende Talhänge geschützt und war von Südosten her doch durch die zwar steile Schlosssteige zugänglich, die an Burg und Stadt vorbei auch einen Durchgangsverkehr ermöglichte, aber von der Stadtmauer und Burg herab leicht gesperrt werden konnte.
An der verwundbaren Stelle im Nordwesten, wo der Talhang zum "Köpfle" hin hoch über Stadt und Burg weitersteigt, also gegen Zwerenberg, wurde eine Schildmauer errichtet, der Hohe Mantel. Bei allen Burgen auf Bergspornen, z.B. in Liebenzell usw., an welche sich rückwärts ein höherer Hang anschliesst, sieht man diese "natürliche" Angriffseite durch eine quer stehende hohe Mauer abgeschlossen, die man Schildmauer nennt, weil sie, wie ein Schild den Mann, so die hinter der hohen Mauer liegenden Burggebäude und Stadthäuser deckt.
Vor einer Schildmauer liegt selbstverständlich ein weiteres Annäherungshindernis, meist ein tiefer, breiter Graben, mit oder ohne Wasser, der aber rollende Türme, Schleudern und Rammböcke fernhalten sollte, wobei anzumerken ist, daß es zur Bauzeit noch keine Feuerwaffen gegeben hat. Der Graben, wenn sein Steinmaterial dazu taugte, konnte beim Burgenbau als bequemer Steinbruch nebenher entstehen. In Berneck ist das offenkundig der Fall gewesen.
Die Schildmauer in Berneck besteht aus Buckelquadern mit starker Eckverkleidung, wurde demnach in staufischer Zeit während der relativ kurzen Zeit des Bauens mit Buckelquadern um 1150-1225 errichtet. Sie ist rund 30m hoch, 2,6m stark und 22,3m lang.
Daran schließt sich stumpf die weitere, weniger starke und aus schwächeren Steinen aufgeführte Ringmauer an, die aber wahrscheinlich einer späteren Zeit angehört, als man nach Aufkommen der Feuerwaffen entweder Erdwälle (ramparts) oder, wo das nicht ging, vorgelagerte Zwingermauern als Kugelfang vorbaute, so z.B. auch an der Südseite der Altensteiger Stadtmauer.
Wie man den Quader-Verband der Schildmauer so sorgfältig ausführte, dass ihn ein Belagerer durch Rammstöße oder Beschuß mit Steinkugeln kaum zu stören vermochte, so vermied man es auch, eine Schildmauer durch eine Toröffnung zu schwächen. Aber natürlich muß eine Burg auch zugänglich sein, braucht ein Burgtor. Dieses befand sich in Berneck, wie heute noch, auf der Seite und führte durch die südwestliche, normale Burgmauer in den Burghof.
Bekrönt ist die Schildmauer mit einem Wehrgang, bestehend aus der Brustmauer mit Schießscharten und aus einem gegen Wetter und ballistische Geschosse, z.B. Feuertöpfe, schützenden Dach, zugleich eine wetterfeste Verbindungsgalerie zwischen den beiden türmchenartigen Eckbauten der Wächter. Der Zugang zum Wehrgang erfolgte von der Hofseite aus und zwar in einer solchen Höhe, dass er nur mit einer leicht einzuziehenden Leiter erreicht werden konnte. (Heute führt der Zugang durch Wohnräume im Schloß.) Der Wehrgang wurde vermutlich nachträglich gebaut und damit die Schildmauer erhöht, nachdem durch die Weiterentwicklung der Wurf- und Geschosstechnik der mittelalterlichen Hebelwurfgeschütze (Blide) dies sich als notwendig erwies (nach Frhr. Henning von Gültlingen, Dipl.Ing.).
Die Schildmauer bildete in Berneck und anderswo einen autonomen Defensivbau, konnte sich also, selbst wenn die Burg erstürmt war, selbstständig behaupten - so lange Wasser, Nahrung und Waffen reichten und das Ausräuchern durch Feuerlegen am Fuß nicht zur Wahl zwischen Aufgeben oder Ersticken zwang. Wenn die Ring- und Burgmauer vom Feind erstiegen war und selbst die Wohngebäude der Burg schon besetzt waren, konnten sich die Belagerten immer noch auf die Schildmauer zurückziehen, deren obere Räume einer kleinen Besatzung auf mehrere Tage die nötige Unterkunft gewährten, bis ein etwaiger Entsatz sie befreite. Sofern, wie gesagt, Wasser, Nahrung und Waffen reichten, das Ausräuchern nicht zum Aufgeben zwang oder durch Rammstöße oder Unterminieren der Fundamente das Bauwerk nicht zum Einsturz gebracht wurde. Insofern erfüllte die Schildmauer dann die Funktion des Bergfrits in anderen Burgen.
Übrigens, ein solch martialisches Geschehen, eine solche Belagerung hat die Burg Berneck wohl nie erleiden müssen, insbesondere nicht im Jahre 1394 durch Graf Eberhard den Milden von Württemberg. Wie im Kapitel "Geschichte" schon ausgeführt, ist dies ein frei erfundenes Märchen des 19. Jh. Ebenso ist das dramatische Fresko von J. v. Gegenbauer im Stuttgarter Neuen Schloß (verbrannt 1944) ein schönes Bild ohne jeden realen Hintergrund.
Die Burg Berneck ist zweimal abgebrannt, aber nicht anläßlich von Belagerungen, sondern durch ganz normale, verheerende Schloßbrände 1559 und 1660. Der Neubau des heutigen "Oberen Schlosses" 1846/47 auf den Grundmauern des ursprünglichen Schlosses war, so weit bekannt, wohl ein normaler Neubau und hatte nichts mit einem Brand zu tun. Und das sog. "Untere Schloß" außerhalb der Stadtmauer am Westhang wurde 1768 gar nicht als Schloß erbaut, sondern als Wohn- und Verwaltungsgebäude für die Wirtschaftsverwaltung der Freiherrn, für die Rentkammer, auch wenn es ein sehr schönes und weitläufiges Rokokogebäude ist.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Erlaubnis oder der Befehl - meist letzteres -, eine Burg zu bauen, zunächst ein streng gehütetes Privileg des deutschen Königs war, das im Lauf der Zeit auch auf die Herzoge übertragen wurde. Eine verständliche Vorsicht, denn eine wehrhafte Burg konnte in der Hand eines Ungetreuen sich rasch zu einem Problem auswachsen, für den Herzog oder sogar für den König. Auch ein Graf, ursprüngülich Verwaltungsbeamter wie heute ein Landrat, konnte um 1100 nicht einfach eine Burg bauen, weil er das Geld oder die Lust dazu hatte. Ohne Erlaubnis oder Befehl des Herzogs oder Königs, ohne Fachleute und das zur Finanzierung nötige Kleingeld ging das nicht. Mit Sklaven, Frondienst und Laienarbeitern baute man keine Burgen!
Burgen waren keine Privatsache, in denen womöglich vorzugsweise sog. "Raubritter" hausten und das Volk und besonders die Kaufleute bedrängten, ein seit dem 19. Jahrhundert verbreiteter, falscher, naiver, ritterromantischer Irrglaube. Diese kindlichen Vorstellungen des 19. Jahrhundert sind leider bis heute nicht auszurotten. Eine Burg war zuvorderst und hauptsächlich ein Wehrbau im öffentlichen Interesse, manchmal auch Schutzbau für die Bevölkerung in Kriegszeiten, also ein öffentliche-rechtlicher Wehr-, Amts- und Verwaltungsbau. Eine Burg war Verwaltungs- und Verteidigungsort und Zentrum eines größeren Lehensgebietes, mit dessen Schutz und Verwaltung ein Ministeriale, selbstverständlich waffenberechtigt und -geübt, also "Ritter", beauftragt und "belehnt" wurde. Erst gegen Ende der Stauferzeit um ca.1250 kamen Burgen als separate Schutzbauten für Adelsfamilien ohne diese öffentliche Funktion auf.
Das Alte Schloß in Altensteig war und blieb immer eine solche öffentliche Wehr- und Verwaltungsburg. Die Burg Berneck wurde mit der Zeit eine Familienburg, wohl ab etwa 1200 der Herren von Berneck, ab etwa 1350-1395 der Herren / Freiherren von Gültlingen.
Für die Lage der Bernecker Burg dürften in erster Linie strategische Gründe maßgebend gewesen sein. Sie war von drei Seiten durch steil abfallende Talhänge geschützt und war von Südosten her doch durch die zwar steile Schlosssteige zugänglich, die an Burg und Stadt vorbei auch einen Durchgangsverkehr ermöglichte, aber von der Stadtmauer und Burg herab leicht gesperrt werden konnte.
An der verwundbaren Stelle im Nordwesten, wo der Talhang zum "Köpfle" hin hoch über Stadt und Burg weitersteigt, also gegen Zwerenberg, wurde eine Schildmauer errichtet, der Hohe Mantel. Bei allen Burgen auf Bergspornen, z.B. in Liebenzell usw., an welche sich rückwärts ein höherer Hang anschliesst, sieht man diese "natürliche" Angriffseite durch eine quer stehende hohe Mauer abgeschlossen, die man Schildmauer nennt, weil sie, wie ein Schild den Mann, so die hinter der hohen Mauer liegenden Burggebäude und Stadthäuser deckt.
Vor einer Schildmauer liegt selbstverständlich ein weiteres Annäherungshindernis, meist ein tiefer, breiter Graben, mit oder ohne Wasser, der aber rollende Türme, Schleudern und Rammböcke fernhalten sollte, wobei anzumerken ist, daß es zur Bauzeit noch keine Feuerwaffen gegeben hat. Der Graben, wenn sein Steinmaterial dazu taugte, konnte beim Burgenbau als bequemer Steinbruch nebenher entstehen. In Berneck ist das offenkundig der Fall gewesen.
Die Schildmauer in Berneck besteht aus Buckelquadern mit starker Eckverkleidung, wurde demnach in staufischer Zeit während der relativ kurzen Zeit des Bauens mit Buckelquadern um 1150-1225 errichtet. Sie ist rund 30m hoch, 2,6m stark und 22,3m lang.
Daran schließt sich stumpf die weitere, weniger starke und aus schwächeren Steinen aufgeführte Ringmauer an, die aber wahrscheinlich einer späteren Zeit angehört, als man nach Aufkommen der Feuerwaffen entweder Erdwälle (ramparts) oder, wo das nicht ging, vorgelagerte Zwingermauern als Kugelfang vorbaute, so z.B. auch an der Südseite der Altensteiger Stadtmauer.
Wie man den Quader-Verband der Schildmauer so sorgfältig ausführte, dass ihn ein Belagerer durch Rammstöße oder Beschuß mit Steinkugeln kaum zu stören vermochte, so vermied man es auch, eine Schildmauer durch eine Toröffnung zu schwächen. Aber natürlich muß eine Burg auch zugänglich sein, braucht ein Burgtor. Dieses befand sich in Berneck, wie heute noch, auf der Seite und führte durch die südwestliche, normale Burgmauer in den Burghof.
Bekrönt ist die Schildmauer mit einem Wehrgang, bestehend aus der Brustmauer mit Schießscharten und aus einem gegen Wetter und ballistische Geschosse, z.B. Feuertöpfe, schützenden Dach, zugleich eine wetterfeste Verbindungsgalerie zwischen den beiden türmchenartigen Eckbauten der Wächter. Der Zugang zum Wehrgang erfolgte von der Hofseite aus und zwar in einer solchen Höhe, dass er nur mit einer leicht einzuziehenden Leiter erreicht werden konnte. (Heute führt der Zugang durch Wohnräume im Schloß.) Der Wehrgang wurde vermutlich nachträglich gebaut und damit die Schildmauer erhöht, nachdem durch die Weiterentwicklung der Wurf- und Geschosstechnik der mittelalterlichen Hebelwurfgeschütze (Blide) dies sich als notwendig erwies (nach Frhr. Henning von Gültlingen, Dipl.Ing.).
Die Schildmauer bildete in Berneck und anderswo einen autonomen Defensivbau, konnte sich also, selbst wenn die Burg erstürmt war, selbstständig behaupten - so lange Wasser, Nahrung und Waffen reichten und das Ausräuchern durch Feuerlegen am Fuß nicht zur Wahl zwischen Aufgeben oder Ersticken zwang. Wenn die Ring- und Burgmauer vom Feind erstiegen war und selbst die Wohngebäude der Burg schon besetzt waren, konnten sich die Belagerten immer noch auf die Schildmauer zurückziehen, deren obere Räume einer kleinen Besatzung auf mehrere Tage die nötige Unterkunft gewährten, bis ein etwaiger Entsatz sie befreite. Sofern, wie gesagt, Wasser, Nahrung und Waffen reichten, das Ausräuchern nicht zum Aufgeben zwang oder durch Rammstöße oder Unterminieren der Fundamente das Bauwerk nicht zum Einsturz gebracht wurde. Insofern erfüllte die Schildmauer dann die Funktion des Bergfrits in anderen Burgen.
Übrigens, ein solch martialisches Geschehen, eine solche Belagerung hat die Burg Berneck wohl nie erleiden müssen, insbesondere nicht im Jahre 1394 durch Graf Eberhard den Milden von Württemberg. Wie im Kapitel "Geschichte" schon ausgeführt, ist dies ein frei erfundenes Märchen des 19. Jh. Ebenso ist das dramatische Fresko von J. v. Gegenbauer im Stuttgarter Neuen Schloß (verbrannt 1944) ein schönes Bild ohne jeden realen Hintergrund.
Die Burg Berneck ist zweimal abgebrannt, aber nicht anläßlich von Belagerungen, sondern durch ganz normale, verheerende Schloßbrände 1559 und 1660. Der Neubau des heutigen "Oberen Schlosses" 1846/47 auf den Grundmauern des ursprünglichen Schlosses war, so weit bekannt, wohl ein normaler Neubau und hatte nichts mit einem Brand zu tun. Und das sog. "Untere Schloß" außerhalb der Stadtmauer am Westhang wurde 1768 gar nicht als Schloß erbaut, sondern als Wohn- und Verwaltungsgebäude für die Wirtschaftsverwaltung der Freiherrn, für die Rentkammer, auch wenn es ein sehr schönes und weitläufiges Rokokogebäude ist.